Kreisjägerschaft Lippe e.V.: Naturschutzprojekt “Westorf”

Die Knippbachweide: Kleinod im Kalletal

Wie Eike Stock in Westorf Biodiversität schafft

„Vielfalt erzeugt Vielfalt“, lautet das Credo Eike Stocks, der seit mehr als sieben Jahrzehnten in Westorf lebt, dort seit 1970 zur Jagd geht und seit 1980 Pächter ist. Vor dem Ortseingang haben er und seine sechs Mitjäger, darunter Hegeringleiter Andreas Hankemeier, ein ökologisches Paradies geschaffen. Eine knapp 7 Hektar große Fläche hat seit 30 Jahren keine Landmaschine mehr gesehen und auch keinen Dünger mehr gerochen. Gute Voraussetzungen also dafür, dass die Natur wieder zurückfindet.

Eike Stock und Andreas Hankemeier Nisthilfen für Wildbienen

Der frühere Landwirt hat die Knippbachweide zu einem Kleinod entwickelt und sie dabei vor allem sich selbst überlassen. Nach einer intensiven Bewirtschaftung der Vergangenheit bedarf die Natur aber der Unterstützung, weiß Stock. Deshalb helfen er und seine Mitjäger der Natur auf die Sprünge, indem knapp 60 heimische Pflanzen angesiedelt werden. 

Und was es dort alles zu entdecken gibt: Wiesenglockenblumen, Dichter-Narzissen, Ackerwitwenblumen, Wiesenschaumkraut, aber auch Königskerzen, Luzerne, Vergissmeinnicht, Rotklee, Günsel, Gundermann und die hoch aufschießende Karde. Sicher identifiziert der gelernte Gärtner beim Rundgang jedes noch so unauffällige Pflänzchen.
Diese Nachplanzungen haben es leicht, zumal sie eigentlich heimisch sind. Sie breiten sich nach und nach wieder aus, erobern angestammte Räume zurück und werden zum Ausgangspunkt und Träger einer wiedergewonnenen Biodiversität. Denn wo es eine Vielfalt an Pflanzen gibt, stellt sich bald eine eben solche an Insekten und folglich anderen Tieren ein, so u. a. Vögel und auch Reptilien wie Eidechsen, Blindschleichen und Salamander. 

Dichter-Narzisse
Vergissmeinnicht

Gemäht wird die Knippbachweide seit Jahren nicht mehr. Sechs Kühe mit ihren Kälbern weiden das Gras über die Sommermonate und halten es sanft kurz.
Stocks Engagement ist ansteckend: Nicht nur im Gespräch ist der geradezu jugendliche Enthusiasmus spürbar, der den 73-Jährigen antreibt, sondern ihm gelingt es auch, Nichtjäger von seiner Idee des Naturschutzes und seinen zahlreichen konkreten Ideen zu überzeugen. Karl-Heinz Friedrichs aus Westorf beispielsweise hat ehrenamtlich aus Harthölzern wie Esche und Buche ein aufwendiges Bienenhotel hergestellt, das eine Vielzahl an Nistmöglichkeiten bietet.

Das ist überhaupt das neueste Projekt: Nisthilfen für Wildbienen (nicht Honigbienen), von denen es in Deutschland 550 Arten gibt. Und auch hier zählt die Vielfalt. „Variatio delectat“ wussten schon die alten Lateiner – und Abwechslung macht der Natur und damit auch den Bienen Freude. Eike Stock und sein Team haben in den vergangenen Monaten eine Vielzahl von Nistmöglichkeiten für die Hautflügler hergestellt und installiert. Von kleinen Ästen, die in Rahmen montiert sind, über das Bienenhotel, eine Lehmsandwand, angebohrte Stämme und Alt- und Totholz bis hin zu 4 x 6 Meter großen, mit Totholzstämmen gerahmten Sandflächen ist für jede der unseren Naturräumen verbreiteten 25 Arten etwas dabei. Jetzt warten die Westorfer auf die ersten schwarz-gelben Mieter der „Ein-Zimmer-Wohnungen“, die als Solitärbienen kostenfrei einziehen dürfen.


Das Revier Westorf hat in den letzten Jahrzehnten an vielen Programmen teilgenommen (Ackerrandstreifen, Brachflächen), das „Westorfer Modell“ mit der Aussaat von etwa 100 Wildkräuter-Arten entwickelt, aber mit dem Langzeit-Projekt Knippbachweide haben sich die Jäger selbst übertroffen. „Wir haben hier eine Menge erreicht, es muss nur fortgesetzt werden“, so Eike Stock. Der Erfolg spricht sich rum, denn immer wieder melden sich Gruppen an, um bei Exkursionen mit Eike Stock von Westorf zu lernen. Wer mehr erfahren will, findet Kontakt unter: 0 151/548 073 53 (mobil).